TEST: 7Artisans 9 mm F5.6 für Vollformat 𑗅 So extrem sind 9 mm vs. 17 mm

7Artisans 9 mm F5.6 ist ein extremes Superweitwinkel-Objektiv, für Vollformat, korrigiert, also kein Fischauge, mit Zero Distortion, also keinerlei Verzeichnung. Und das für Sony E-Mount, Canon RF Mount, Nikon Z oder für Panasonic/Sigma/Leica (L-Mount) für unter 600 €. Es ist ein Objektiv ohne Autofokus, ist beim Superweitwinkel ja nicht so wild, oder? Und ich habe mich gefragt, wie gut kann da die Bildqualität sein und wann brauche ich das überhaupt? Ich war damit unterwegs und gleichzeitig habe ich mein Tamron 17-28 mm F2.8 mitgehabt. Und genau das zeige ich, 1. Stimmt die Qualität vom 7Artisans und 2. wie viel mehr Weitwinkel bekomme ich eigentlich im Vergleich zu 17 mm und ist das wirklich nützlich?

Dieser Blog-Artikel ist der Text zum Video. Der Inhalt ist (fast) identisch.

7Artisans 9mm F5.6 für Vollformat 𑗅 So extrem sind 9mm vs. 17mm 𑗅 TEST 𑗅 REVIEW

Kennst Du eigentlich schon meine Fotokurse, speziell zu bestimmten Kameramodellen? Ich bringe Dir das Fotografieren bei und erkläre Dir gleichzeitig, alles was Du wissen musst zu Deiner Kamera. Schau mal hier:

Verarbeitung

Die Verarbeitung vom 7Artisans* scheint gut zu sein, es wirkt solide, schön aus Metall. Du hast allerdings keinerlei Kontakte, d.h. in den Exif-Daten siehst Du nicht, welches Objektiv Du an der Kamera genutzt oder welche Blende Du eingestellt hattest. Apropos Blende einstellen: Du kannst auch nur ganze Blendenstufen verstellen. Außer zwischen F5.6 und F8, da gibt es nochmal eine halbe Blende. 

Filtergewinde gibt es nicht, das ist aber normal bei so weitwinkligen Objektiven. Jedoch gibt es auf der Rückseite auch kein Einschub für Folienfilter, das haben hochwertige Weitwinkelobjektive aber häufig, z. B. das neue Canon RF 10-20 mm oder Sonys 12-24 mm, aber auch Sigma Objektive haben das, 7Artisans nicht. Also ND Filter und Langzeitbelichtung fällt bei dem Objektiv leider flach. 

Aber können wir mal darüber reden, wie klein dieses Objektiv ist für 9 mm Brennweite? Es wiegt auch nur 460g, Superweitwinkelobjektive waren vor ein paar Jahren noch super groß und schwer. Aber schauen wir uns zuerst mal die Schärfe an, ob das Objektiv überhaupt etwas taugt. 

Schärfe

Schärfetest im Innenhof vom Chilehaus

Ich hab hier den Innenhof vom Chilehaus in Hamburg fotografiert. Ja, es ist schief. Ich weiß nicht, ob Du mitfühlen kannst, aber irgendwie kann ich die Kamera ausrichten wie ich will, ich schaffe das nie anständig gerade zu fotografieren. Ich muss immer nachträglich am Computer korrigieren. Kennst Du, oder? Ist hier aber egal, es geht ja um die Schärfe:

100% Vergrößerung aus dem mittleren Bereich bei 33 MP.

Ich vergrößere zuerst im goldenen Schnitt, das ist der Bereich, der ja oft besonders wichtig ist, das ist aber oft noch so mittig, dass es fast bei jedem Objektiv scharf ist und das ist bei diesem auch so. Das sind übrigens 33 MP an der Sony Alpha 7IV. Ich seh keinen wirklichen Unterschied, egal bei welcher Blende. 

Schauen wir uns jetzt mal den Randbereich an, oben links:

100% Ausschnitt im Blendenvergleich

Es wird einiges dunkler, weil das Objektiv recht stark vignettiert, zeige ich gleich noch. Weil es dunkler wird, schwindet hier auch leider der Kontrast. Wenn es um die Schärfe geht, bin ich aber durchaus positiv überrascht. Ich dachte, das ist wieder einer dieser Objektive, die man 2 Blenden abblenden muss, damit überhaupt etwas Brauchbares herauskommt, ist aber nicht so, das ist auch offen wirklich nicht schlecht. 

Aber was heißt offen? F5.6 ist natürlich nicht wirklich lichtstark. Ist bestimmt nicht das schärfte Objektiv, was Du bekommen kannst, aber für den Preis finde ich das absolut ok, egal welche Blende, also auch bei F5.6.

Vignettierung

Vignettierung ist mit ca. 2,5 EV Stufen recht stark und muss von Hand korrigiert werden.

Wie schon angedeutet, das Objektiv vignettiert recht stark. Normalerweise sage ich, sowohl Vignettierung als auch Verzeichnung spielt kaum eine Rolle, rechnet die Kamera bzw. der RAW Konverter ja automatisch raus. Aber, es ist ein rein mechanisches Objektiv, da wird nichts an die Kamera übertragen, das heißt, Du musst von Hand korrigieren und das kann natürlich lästig sein. Ich finde es jedenfalls lästig. Du könntest aber z. B. ein Preset in Lightroom erstellen dafür. 

Für die Vignettierung musst Du bei dem Objektiv in Lightroom auf +100 stellen, also maximal und den Mittelpunkt herunterziehen auf 0. Das ist übrigens bei jeder Blende nahezu gleich, also leicht zu merken. Es vignettiert gut 2,5 EV Stufen. Das ist schon recht stark, ich finde, das muss man nicht immer komplett herausnehmen, eine kleine Vignette ist oft ja gut.

Verzeichnung

Zero Distortion? Nicht ganz, es verzeichnet leicht tonnenförmig.

Laut 7Artisans Webseite: Approximate “zero” distortion, ist es also ungefähr verzeichnungsfrei. Ungefähr ist ein weites Feld. Für mich bedeutet zero distortion eben auch zero distortion und das ist definitiv nicht der Fall. Ja, ich hab ursprünglich bisschen schief fotografiert, ich hab das obige Bild in Lightroom etwas geradegezogen. Trotzdem sieht man eine tonnenförmige Verzeichnung, die ich korrigieren muss, wenn die Linien gerade sein sollen. 

Und genau das finde ich etwas nervig bei den manuellen Objektiven, Du musst halt alle Korrekturen, die normalerweise bei modernen Objektiven intern gespeichert werden und von der Kamera oder Lightroom automatisch korrigiert werden, bei diesem Objektiv eben von Hand korrigieren. Und das kann auf Dauer nervig werden. Aber erstelle ein Preset, dann gehts zumindest schneller. 

(Wie man Presets in Lightroom erstellen kann, werde ich in meinem kommenden Lightroom Masterclass erklären. Sobald ich fertig bin, findest Du ihn in meinem Shop. Wenn ich Dich informieren soll, wenn es soweit ist, melde Dich gerne zu meinem Newsletter an)

Blendensterne

Blendensterne, auch Sonnensterne genannt produziert das Objektiv sehr schöne mit 10 Strahlen

Der Vorteil von “günstigen” Objektiven, sie haben häufig schöne Blendensterne. Hochwertige Objektive haben oft viele Blendenlamellen und dazu sind sie noch abgerundet, damit das Bokeh schön aussieht. Der Nachteil ist aber oft, dass Blendensterne dafür nicht so gut aussehen. Und genau das ist eben oft der Vorteil an “günstigen” Objektiven und auch bei diesem. Es sind recht einfache Blendenlamellen. Es sind nur 5 Blendenlamellen und die erzeugen richtig schöne 10-strahlige Blendensterne. In dem Bereich punktet das Objektiv jedenfalls. 

Und warum sieht man bei Blende 22 jetzt keinen Blendenstern? Ganz einfach, weil die einfach während ich meine Blendenreihe durchfotografiere, das Licht ausgeschaltet haben. Hätte ich euch gerne noch gezeigt. Nichtsdestotrotz ich empfehle immer Blende 16 für Blendensterne, ist der beste Kompromiss aus schönen Sternen und guter Schärfe, bei F22 hast Du oft schon weichere Bilder wegen der Beugungsunschärfe, das hat dann nichts mehr mit dem Objektiv zu tun. 

Motive

Aus meiner Sicht, genügen bei den meisten Motiven 15, 16 oder auch 17mm völlig. Ich nutze ja selbst das 17-28 mm von Tamron. Es gibt so ein paar Motive, auf Madeira hatte ich das z. B. wo die 17 mm überraschenderweise doch nicht ausgereicht haben. Dann mache ich einfach ein Panorama. Meistens geht das völlig problemlos. Lässt sich leicht in Lightroom zusammenrechnen und ich hab ein Autofokus Objektiv, was automatisch korrigiert wird und dazu noch 2 EV Stufen lichtstärker ist. 

Beim Chilehaus Innenhof, wie bei den Testaufnahmen, wo ich gerade nach oben fotografieren muss, sind Panoramen aber etwas schwieriger umzusetzen. Und wie Du siehst, bei 17 mm weniger beeindruckend, bei 9 mm aber schon, oder? Und ja, beim Tamron war das Licht aus, das würde beleuchtet natürlich auch besser aussehen:

Chilehaus Innenhof bei 17 mm Brennweite
Chilehaus Innenhof bei 9 mm Brennweite, korrigiert und bearbeitet (obligatorische Flugzeug fehlt ;))

Wo ich ebenfalls bisher auf Grund der Brennweite gescheitert bin, ist die Spitze vom Chilehaus. Und wenn Du hier schonmal warst, kennst Du das vielleicht. Du kannst zwar theoretisch weiter zurück, Du hast aber dann 1. das Problem, dass die Straße vorne nicht mehr so dominant ist und 2. bekommst Du dieses blöde Schild mit rein. Also fotografierst Du vor dem Schild. Bei 17 mm muss ich ganz nach unten gehen mit dem Stativ, um überhaupt etwas Straße drauf zubekommen, trotzdem ist es zu wenig Straße und die Spitze ist ebenfalls abgeschnitten. Hochformat würde gehen, aber dann ist es nicht das, was ich möchte. 

Chilehaus Spitze bei 17 mm
Chilehaus Spitze bei 9 mm

9 mm sind schon ganz schön krass. Hier für mich aber schon viel zu viel, aber besser zu viel als zu wenig. Ich würde das Bild nochmal beschneiden. Also ca. 12 mm hätten mir hier vermutlich genügt. Die Vignettierung habe ich hier übrigens nicht herausgenommen, ich finde, die passt ganz gut. Unten noch die korrigierte Version. Beim Schwenk nach oben entstehen stürzende Linien, die man in Lr/Ps wieder begradigen kann, wenn man möchte:

9 mm und stürzende Linien korrigiert in Lr/Ps

Als nächstes Motiv mal die Nord/LB Bank in Hannover. Das sind wieder 17 mm, sieht für mich ganz gut aus, 16 mm wäre noch gut gewesen, mehr braucht man für dieses Motiv eigentlich nicht, oder? Und 9 mm? Die Bildwirkung ist komplett anders.

Nord/LB Bank in Hannover bei 17 mm
Nord/LB Bank bei 9 mm

Der Himmel gefällt mir viel besser, Vignettierung habe ich wieder nicht rausgenommen, das ist also die original Vignettierung vom Objektiv. Recht stark, gefällt mir hier aber trotzdem. Das legt das den Fokus klar auf das Motiv. 

Es ist viel Weitwinkliger als nötig für das Motiv, aber dennoch mag ich das irgendwie. Es ist einfach anders als die Bilder, die ich bisher gesehen habe von diesem Fotospot.

Wenn 9mm so weitwinklig ist, warum dann eigentlich Hochformat? das Gebäude passt bestimmt sogar ins Querformat, oder? Hier erst mal wieder das Tamron bei 17 mm, bekomme ich nicht ganz drauf, auch nicht wenn ich nach oben geschwenkt hätte:

17 mm im Querformat

Und bei 9mm passt das richtig gut, oder?

9 mm im Querformat

Normalerweise ist vorne noch ein Wasserbecken, dann spiegelt sich das ganze Gebäude. Das würde viel besser aussehen. Leider war kein Wasser da als ich da war, ich schätzte im November ist es schon im Wintermodus und das Wasser ist abgelassen. Aber wofür gibt es Photoshop und Generative Füllung?

Fazit

Ein Superweitwinkel für Architektur und Landschaft ist natürlich sehr sinnvoll. 17 mm sind oft ok und ausreichend, 16mm, 15mm gibt dir aber nochmal ein wenig mehr Spielraum. Für noch mehr Raum gibt es von Sony ein 12-24 mm F2.8* oder ein 12-24 mm F4.0*. Beides sind richtig tolle Objektive, kann ich nur empfehlen. Für Canon wäre das RF 15-35 mm F2.8* meine erste Wahl, weil es ein 2.8er ist. Für mehr Weitwinkel bin ich sehr gespannt auf das neue RF 10-20 mm F4.0. Wenn Du aber nicht so viel Geld ausgeben willst, gibt es von Sigma das 16-28 mm F2.8* und von Tamron das 17-28 mm F2.8* was ich habe. Jedenfalls für Sony E-Mount. Genügt normalerweise. Für Canon hast Du die Option leider noch nicht. Ich würde immer zuerst die genannten Superweitwinkel empfehlen. 9 mm sind schon sehr speziell und meistens viel zu viel. Wenn Du Dich dafür entscheidest, nimm es als Extra Objektiv und auf keinen Fall als einziges Superweitwinkel. 

Die Schärfe ist nicht schlecht, besser als erwartet, ja es vignettiert stärker, verzeichnet auch bisschen. Du musst es bei Bedarf von Hand korrigieren. Blendensterne sind dafür aber super. Du musst es manuell einstellen, meistens nicht so wild, aber Du hast die Daten eben auch nicht in den Exif-Daten. Und ich seh da ganz gerne nochmal rein, wie ich die Kamera eingestellt hatte.

Daher ist das Objektiv keine generelle Empfehlung. Wenn Du aber weißt was Du tust und Du nutzt es als zusätzliches Objektiv. Dann hast Du eben wegen den 9 mm, Aufnahmen, die sonst fast keiner Macht. Und genau darum sollte es in der Fotografie ja gehen, oder? Neue Perspektiven finden. Und dafür ist das Objektiv auf jeden Fall geeignet.

Ich sollte noch dazu erwähnen, es gibt auch ein Laowa 9 mm*, das soll übrigens noch ein bisschen weitwinkliger sein, trotz der theoretisch gleichen Brennweite, habe ich aber selbst nie getestet, daher kann ich dazu nichts sagen. Ich wollte es aber zumindest erwähnt haben. (Achtung, Verwechslungsgefahr, das Objektiv gibt einmal für Vollformat und einmal für APS-C)

Und nicht vergessen, schau mal, ob meine Kamerakurse etwas für Dich sind:

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