TEST: Sigma 10-18 mm F2.8 vs. Sony 10-18 mm F4.0

Von Sigma gibt es ein neues Ultraweitwinkel Zoomobjektiv von 10-18 mm für APS-C Kameras, für Sony (E-Mount), Fujifilm (X-Mount), Sigma/Panasonic (L-Mount) und ab Herbst 2024 für Canon (RF-Mount). Mit einem UVP von 699 EUR ist es ein ähnlicher Preis zum Sony 10-18 mm, aber mit F2.8 statt F4.0 eine Blende lichtstärker und das bei nahezu gleicher Größe und Gewicht. Und Lichtstärke, kann man nie genug haben, oder? Und ich hab beide Objektive miteinander verglichen. Welches Lichtstärker ist, das wissen wir schon, das Sigma. Aber welches ist qualitativ besser?

Dieser Blog-Artikel ist der Text zum Video. Der Inhalt ist (fast) identisch.

Sigma 10-18mm F2.8 vs. Sony 10-18mm F4.0 𑗅 TEST

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Gehäuse

Mit 260 g ist das Sigma 10-18 mm F2.8 DC DN | Contemporary laut Hersteller das kleinste und leichteste Superweitwinkel. Das Sony 10-18 mm F4.0 OSS* ist allerdings sogar noch einen Hauch leichter und hat sehr ähnliche Maße. Was Sigma vermutlich meint, vielleicht hab ich das kleingedruckte überlesen, es ist das kleinste und leichteste Superweitwinkel mit Blende F2.8! Und das ist es bestimmt. Der Filterdurchmesser ist beim Sigma 67 mm, beim Sony 62 mm. Beim Sony musst Du sehr schmale Filter nehmen, damit die nicht rein ragen, sonst hast Du dunkle Ecken. Da hatte ich in der Praxis tatsächlich mal Probleme, ich habe damit viel fotografiert. Beim Sigma ist etwas mehr Platz, da bekommst Du nicht so schnell Probleme. Vorteil vom Sony ist noch, es hat einen Stabilisator eingebaut, das hat das Sigma nicht. Wenn Du also eine Kamera ohne Stabi hast, könnte das für Dich ein Vorteil sein. 

Gegen Feuchtigkeit abgedichtet sind beide nicht, das Sigma hat aber zumindest am Bajonett eine Gummilippe, also einen kleinen Schutz.

Die Gegenlichtblende ist komplett neu konstruiert, hab ich so noch nie gesehen. Die wird einfach gerade aufgesteckt, mit einem minimalen Dreh ziehst Du sie wieder ab. Mir fällt es etwas schwer mich daran zu gewöhnen, weil ich das draufdrehen so gewohnt bin. Auf der anderen Seite ist die so klein, ich würde sie einfach drauf lassen. Und das wichtigste für mich ist, dass sie sicher hält und nicht so leicht abfällt. Und sie hält sicher, in der kurzen Zeit hatte ich jedenfalls kein Problem damit. Aber ich weiß, was Du jetzt denkst: Laber nicht junge, erzähl endlich was über die Schärfe. Ok, mach’ ich.

Schärfeleistung

Das wichtigste, für viele, wie scharf ist das Objektiv. Und wie fast immer, nehme ich dafür den Berliner Dom, weil der so viele verschiedenen Details hat. Wir fangen an mit 10 mm:

Bildausschnitt bei 10 mm und offener Blende.

Dieser Ausschnitt ist nicht ganz am Rand, sondern eher im goldenen Schnitt. Beide Objektive bei offener Blende, also das Sigma bei F2.8 und das Sony bei F4.0. Das Sigma ist schärfer und kontrastreicher.

Bildausschnitt Randbereich bei 10 mm und offener Blende.

Der nächste Bildausschnitt ist die äußerste Ecke, oben rechts im Randbereich. Hier sieht es genauso aus, das Sigma ist klar besser. Was Du zusätzlich beim Sony siehst, sind chromatische Aberrationen z. B. unten rechts, also die blauen Farbsäume, die sehe ich beim Sigma nicht.

Hier mal eine Übersicht, beider Objektive bei unterschiedlicher Blende:

Bildausschnitt, Randbereich, Blenden im Vergleich.

Eine alte Faustregel sagt, blende Dein Objektiv ca. 2 Blendenstufen ab, damit Du die optimale Schärfe und Kontrast erreichst. Beim Sony gilt das auch noch, das ist bei F8 etwas besser als bei 4.0, bei vielen modernen Objektiven ist das aber nicht mehr unbedingt so, die sind manchmal selbst bei offener Blende schon extrem gut. 

Und genau so sehe ich das Sigma, das ist auch bei offener Blende ziemlich gut, bis zum Rand. Ich würde also meine Blende wählen, um die gewünschte Schärfentiefe zu erreichen, aber nicht für eine bessere Schärfe, die ist auch bei F2.8 super, jedenfalls bei 10 mm Brennweite.

Nun ein eigentlich unfairer vergleich, das Sigma bei offener Blende, also F2.8 und das Sony abgeblendet auf F8:

Randbereich, Sigma offen und Sony abgeblendet.

Hier ist der Unterschied nicht mehr so deutlich, aber trotzdem ist das Sigma besser. Krass, oder? Hättest Du das erwartet? Also ich nicht. Das Sony ist jetzt auch schon gut 10 Jahre alt, hat sich also einiges getan in der Zeit. 

Als Nächstes der Vergleich bei 14 mm:

Bildausschnitt Randbereich bei 14 mm und offener Blende.

Bei 14 mm und 100 % Bildausschnitt sieht man, das Sigma ist auch hier besser.

Bei 18 mm oh Wunder, ähnliches Spiel, das Sigma ist besser:

Randbereich bei 18 mm und offener Blende

Bei 18 mm gilt übrigens doch wieder die alte Regel: 2 Blendenstufen abblenden und die Qualität wird nochmal einiges besser, das gilt übrigens sowohl für Sigma, als auch für Sony. Das Sigma also bei F5.6 und das Sony bei F8:

Randbereich bei 18 mm und 2 Stufen abgeblendet.

Auch hier wieder, das Sigma ist besser. Egal bei welcher Brennweite, egal bei welcher Blende, das Sigma ist in Punkte Schärfe und Kontrast klarer Sieger. 

Autofokus

Beim Autofokus hab ich keine Schwäche bemerkt, aber im Weitwinkel sind alle recht schnell, da muss ja nicht viel an Linsen bewegt werden. Spannend ist es da vor allem bei Video, bleibt der AF auf dem Auge? Soweit ich testen konnte ja, aber ist natürlich auch kameraabhängig. 

Sehr krass finde ich die Naheinstellgrenze von nur 11,6 cm beim Sigma. Beim Sony sind es 25 cm. Und die 11 cm nicht gemessen von der Linse vorne, sondern von der Sensorebene. Vom Sensor bis zur Gegenlichtblende sind es schon 10 cm, das heißt Du kommst auf 1 bis 2 cm heran, berührst Dein Motiv schon fast mit der Gegenlichtblende. Jetzt ist das kein richtiges Makro, jedes Makro hat 1:1, das Sigma hat einen max. Abbildungsmaßstab von 1:4, aber Superweitwinkel Makros können dann ihren Charme haben, wenn Du etwas super nah abbilden willst und gleichzeitig die Umgebung, also das Umfeld zeigen möchtest. Erweitert einfach die Möglichkeiten vom Objektiv.

Blendensterne + Flares

Beide Objektive haben 7 Blendenlamellen, das ergibt 14 Strahlen, wenn Du abblendest. Ich hab hier auf Blende 16 abgeblendet. Sehen beide recht ähnlich aus:

Blendensterne Sigma vs. Sony 10-18 mm.

Besonders flareanfällig sind beide nicht, bei Blende 16 tauchen bei beiden ein kleiner lila Fleck auf, beim Sigma ist der mir fast entgangen, bei Sony ist der aber schon auffällig, aber eben abgeblendet, bei offener Blende fällt mir bei beiden nichts großartig auf, wenn man genau hinsieht, findet man natürlich trotzdem was, aber das hast Du bei jedem Objektiv. 

Verzeichnung  + Vignettierung

Jetzt sage ich was, was ich immer sage, Verzeichnung und Vignettierung ist heute kein Problem mehr, korrigiert bei JPG die Kamera intern und bei RAW, sollte der RAW Konverter das machen. Bei Lightroom z. B. sind die Daten schon hinterlegt, ist also kein Problem. 

Das größte Problem, wenn das Objektiv sehr stark verzeichnet, dass auch die Randschärfe darunter leidet, weil das ja elektronisch korrigiert werden muss. Das Sigma verzeichnet schon recht stark, muss stärker korrigiert werden, aber wie Du ja gesehen hast, ist es dennoch schärfer als das Sony, also kein Problem. Sigma oder Sony hätten es voll korrigieren können das es gar nicht verzeichnet, dann wäre das Objektiv aber vermutlich doppelt so schwer und einiges größer. 

An Vollformat?

Wenn Du eine Vollformatkamera hast, solltest Du Vollformatobjektive verwenden. Hast Du eine APS-C Kamera, kannst Du Vollformat oder APS-C Objektive verwenden. Beide Objektive, Sigma und auch Sony 10-18 mm sind reine APS-C Objektive. Wenn Du die auf einee Vollformat setzt, z. B. eine Sony 7IV, schaltet die Kamera automatisch auf einen kleineren APS-C Sensor um, sie nutzt also nur die Mitte des Sensors. Statt 33 MP hast Du dann nur 14 MP. 

Jetzt hat das Sony 10-18 mm aber den Ruf, dass man es auch auf Vollformat verwenden kann. Du kannst die automatische Umschaltung nämlich ausschalten. Machst Du das, dann hast Du auf einmal ein rundes Bild bei 10 mm (siehe Video). Zoomst Du aber etwas ran, auf 12 mm, dann sieht es auf einmal so aus, als wenn das Objektiv auch für Vollformat geeignet wäre und tatsächlich weitwinkliger ist. 10 mm auf Vollformat entspricht ja 15 mm, wenn Du an Vollformat jetzt 12 mm nutzen kannst, dann sind das auf einmal 3 mm mehr Weitwinkel

Wenn wir uns die Fotos anschauen (siehe Video), hast Du zwar mehr auf dem Bild, aber die Objektivkorrektur funktioniert nicht mehr, und zum Rand hin wird es unbrauchbar unscharf. Das würde ich nicht mehr nutzen. Du siehst also, theoretisch ist es möglich, aber praktisch überhaupt nicht sinnvoll.

Das gleiche gilt beim Sigma. Zoomst Du auf 12 mm ran, verschwinden die dunklen Ecken, aber nicht ganz. Blendest Du ab, auch nicht. Es ist bei gleicher Einstellung aber weitwinkliger als das Sony. Und wie ist es bei der Schärfe? Genauso, zum Randbereich (außerhalb des APS-C Ausschnitts) wird es einfach nur unscharf und unbrauchbar.

Normalerweise gehört dieser Teil gar nicht zum Test. Denn die Objektive sind dafür gar nicht gemacht. Aber da immer mal wieder behauptet wird, dass das Sony auch an Vollformat funktioniert, wollte ich das für Dich zusätzlich einfach mal testen. Mit dem Ergebnis: Theoretisch funktioniert es schon, beim Sigma ebenfalls. Praktisch sinnvoll, ist es aber nicht.

Fazit

Das Fazit fällt dieses Mal ziemlich leicht. Das Sigma ist lichtstärker, die Bildqualität ist besser, es ist schärfer zum Rand hin und es hat einen besseren Nahbereich. Der einzige Vorteil vom Sony ist der eingebaute Stabilisator. Wenn Du also eine Kamera ohne Stabi nutzt und z. B. filmen möchtest, könnte das ein Argument sein. Für alle anderen, klare Empfehlung für das Sigma. Bis auf den fehlenden Stabi ist es in jeder Hinsicht besser. 

Kleine Ergänzung: Es gibt natürlich noch weitere Objektive, z. B. das neuere Sony E PZ 10-20 mm F4 G*, das habe ich nie getestet, daher kann dazu wenig schreiben. Es soll jedoch schärfer sein, als das alte Sony, ist jedoch ein Powerzoom, der Zoom wird also motorisch bewegt, das gefällt nicht jedem. Dann gibt es noch ein Tamron 11-20 mm F2.8 Di III-A RXD*, auch das habe ich bisher nicht getestet, es ist jedoch nicht ganz so weitwinkelig. 1 mm klingt wenig, ist es im Superweitwinkelbereich jedoch nicht.

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