TEST: SIGMA 50mm F1.2 DG DN | Art vs. 50mm F1,4 DG DN | Art 🏆

Von Sigma gibt es ein neues 50 mm mit LichtstĂ€rke F1.2 aus der Art Serie. Erstaunlicherweise hat es die gleiche GrĂ¶ĂŸe wie das 50 mm F1.4. Und mit 740 g ist es das leichteste F1.2 seiner Klasse. Allerdings sind 1.4er Objektive oft von der SchĂ€rfe besser als 1.2er. Deswegen vergleiche ich die beiden Sigma miteinander, ob das hier auch so ist. Dann hat mich noch interessiert, ob man den Unterschied im Bokeh ĂŒberhaupt sieht von dieser halben Blende mehr LichtstĂ€rke. Apropos LichtstĂ€rke, ich hab mal die Transmission gemessen, ob das F1.2 auch ein T1.2 ist. Falls Du nicht weißt, wovon ich rede, erklĂ€re ich noch. Und neben viel Theorie hab ich einen Kurzfilm mit dem Objektiv gedreht, den schauen wir uns auch an. Und es gab fĂŒr mich auch ein paar Überraschungen im Test, vielleicht fĂŒr Dich ja auch. Los gehts. 

Dieser Blog-Artikel ist der Text zum Video. Der Inhalt ist (fast) identisch.

Braucht man F1.2? TEST / Vergleichstest und Beispielvideo

Kennst Du eigentlich schon meine Fotokurse, speziell zu bestimmten Kameramodellen? Ich bringe Dir das Fotografieren bei und erklÀre Dir gleichzeitig alles, was Du wissen musst, zu Deiner Kamera. Schau mal hier:

Verarbeitung & Design

Das Objektiv wirkt schön solide, ist staub- und spritzwassergeschĂŒtzt, es ist Ă€ußerlich sehr Ă€hnlich zum 50er F1.4. Es ist gleich lang und wiegt mit 740 g nur 70 g mehr als das 1.4er. Das GefĂŒhl von beiden Objektiven ist sehr, sehr Ă€hnlich. Wie schon gesagt, es ist laut Sigma das leichteste F1.2 seiner Klasse. Das Sony G-Master wiegt allerdings auch nur 778 g, also ist das Sigma nochmal 38 g leichter. 

Links das neue 50mm F1.2 DG DN und rechts das ca. 1 Jahr alte 50mm F1.4 DG DN

Beide haben ein 72er-Filterdurchmesser. Beide haben einen AF/MF Schalter, Fokushalten-Taste und Blendenring. Mit dem Schalter kannst Du den Blendenring in der Automatik festsetzten und ĂŒber die Kamera steuern und fĂŒr alle die gerne Filmen, Du kannst das KlickgerĂ€usch vom Blendenring ausschalten. Der Nahbereich liegt beim 1,2er bei 40 cm und damit kommst Du 5 cm dichter ran. Makro bis 1:6.2, als natĂŒrlich kein richtiges richtig Makro, aber der Nahbereich ist schon ok bezogen auf die hohe LichtstĂ€rke. 

Was ich sehr interessant finde, die Frontlinse ist konkav, also nach innen gewölbt und nicht wie die meisten Objektive nach außen. Zum Reinigen ist es etwas leichter finde ich, man kommt besser in die Ecken, es sieht auf den ersten Blick sogar lichtschwĂ€cher aus.

SchÀrfe & Kontrast

Die SchĂ€rfe teste ich zurzeit immer mit der Sony 7IV, also mit 33 MP. Schauen wir uns zuerst die Mitte an. Solltest Du eine 60-MP-Kamera besitzen, dann schau Dir am besten zusĂ€tzlich einen anderen Test an mit einer entsprechenden Kamera. Hast Du selbst eine 24 oder 33 MP Kamera, dann ist dieser Vergleich perfekt. In der Mitte ist es jedenfalls schwer, einen Unterschied auszumachen. Beide sind richtig gut. 

Bildmitte: SchÀrfevergleich bei 100% Ansicht.

Schauen wir uns dagegen die Ecke an, dann verlieren bei offener Blende beide Objektive leicht an SchĂ€rfe und Kontrast. Beide sind aber auch offen sehr gut zu verwenden. HĂ€ufig sind F1.4er Objektive ja besser als 1.2er, das ist hier aber nicht der Fall. Wenn wir beide bei F1.4 vergleichen, ist das neue 1.2er besser. Und selbst wenn wir F1.2 und F1.4 miteinander vergleichen wĂŒrde ich sagen das 1.2er ist ĂŒberraschend einen Hauch besser. Leicht abgeblendet auf F1.4 eindeutig besser. Das bedeutet, auch wenn Du F1.2 nicht nutzt, ist das Objektiv bei F1.4 eben besser. 

Obere linke Ecke: SchÀrfevergleich bei 100% Ansicht.

Wenn ich zwischen beiden Objektiven hin und her wechsel, dann fĂ€llt auf, dass das 1.2er einiges weitwinkliger ist, obwohl die angegebene Brennweite identisch ist. Aber Brennweitenangaben werden typischerweise gerundet. Die physische Brennweite ist vielleicht 47 mm und 52 mm, gerundet ist also beides 50 mm.  

T-Stop

Was mich immer schon sehr lange fasziniert hat, ist der T-Stop. Du kennst ja den F-Stop, das ist immer die LichtstĂ€rke, die angegeben ist. Also bei diesem Objektiv F1.2. Die ist ĂŒbrigens rein rechnerisch, die sagt gar nicht aus, wie viel Licht tatsĂ€chlich durchkommt. Und es gibt F1.4er Objektive, die so viel Licht durchlassen bzw. so wenig wie ein F1.8. F-Stop sagt Dir also etwas ĂŒber die SchĂ€rfentiefe aus, aber T-Stop sagt Dir etwas ĂŒber die Transmission, also die LichtdurchlĂ€ssigkeit aus. Ich hab mir gedacht, ich fang’ in meinen Objektivtests ab heute spaßeshalber mal damit an T-Stop zu messen, weil es kaum einen sonst gibt, der das macht. Aber, zugegeben ich kann das nicht 100 % genau machen, ich hab ein Referenzobjektiv, wo ich den T-Stop Wert kenne, mach zwei Bilder vergleiche die in Lightroom und errechne mir den Unterschied. Nicht ganz perfekt, aber das sind die Möglichkeiten, die ich habe. Und da komme ich beim 50er F1.4 auf T-Stop von T1.5. Das sagt DXO z. B. genauso. Das heißt, ganz schlecht ist meine Messmethode scheinbar nicht. Und beim 50er F1.2 komme ich auf T1.3. Also nicht ganz perfekt, aber schon erstaunlich gut. Das wichtigste, was ich damit aber testen wollte, ist das 1.2er wirklich 1/2 Blende lichtstĂ€rker als das 1.4er und ich kann sagen, ja das ist es (fast). Und jetzt schreib Du mir mal in die Kommentare, ob Du wusstest, was ein T-Stop ist oder ob Du jetzt was dazugelernt hast. 

Bokeh und SchÀrfentiefe

Bevor wir ĂŒber das Bokeh in der Theorie sprechen, schau Dir erst einmal meinen Kurzfilm an (siehe oben) und damit ein Praxisbeispiel komplett gedreht, mit F1.2. Viel Spaß.

Na? Hat Dir mein kleiner Film gefallen? Hat Dir der Plottwist gefallen, hat Dir das Bokeh gefallen? – Reden wir mal darĂŒber, was Du mit F1.2 machen kannst. NatĂŒrlich einen unscharfen Hintergrund. Manchmal ist F1.2 aber einfach schon zu viel. Ich finde, bei diesem Bild sieht es fast so aus, als hĂ€tte ich UnschĂ€rfe per Software reingerechnet, oder?

Im Nahbereich vielleicht lieber abblenden, aber auf etwas grĂ¶ĂŸerer Entfernung kann man es auch problemlos offen nutzen, aber wie groß ist der Unterschied zu F1.4? Ich finde, man sieht einen feinen Unterschied, aber wirklich nur einen feinen. Hier trĂ€gt vermutlich die tatsĂ€chliche Brennweite zu bei, beim 50er F1.2 hĂ€tte ich fĂŒr den exakt gleichen Bildausschnitt etwas dichter rangehen mĂŒssen, ist aber schwer im Test umzusetzen.

Siehst Du einen Unterschied zwischen F1.2 und F1.4?

Eine Besonderheit vom neuen 50 mm F1.2 sind die 13 abgerundeten Blendenlamellen. Das 50 mm F1.4 hat 11 Blendenlamellen, genauso wie die Sony G-Master. TatsĂ€chlich hab ich aber keinen Unterschied gesehen, auch das 50er 1.4 hat sehr runde Bokehbubble und reingezoomt sehen auch bei beiden Objektiven die UnschĂ€rfekreise sehr sauber aus, das fĂŒhrt zu sehr gleichmĂ€ĂŸiger HinterunschĂ€rfe. 

Bei Blende F2.8 sind bei beiden Objektiven die UnschĂ€rfekreise bis zum Rand rund, also wie ein Plena. Bis 1.8 geöffnet sind die zwar nicht mehr perfekt, aber immer noch erstaunlich rund, aber bei beiden und deutlich runder als ein 50er F1.8. Klar, es ist nochmal eine andere Preisklasse, ich will damit nur sagen, selbst wenn Du F1.4 oder F1.2 gar nicht brauchst und das Objektiv bei 1.8 oder 2.0 nutzt, bekommst Du ein sauberes Bokeh, ohne Katzenaugen zum Rand. Komplett geöffnet bei F1.4 oder gar F1.2 bekommst Du die typischen Katzenaugen am Rand.

Hier mal ein kleines Beispiel aus der Praxis, das ist jetzt Blende F1.8 wo Du ein sehr sauberes Bokeh bekommst ohne Katzenaugen:

Bokeh bei F1.8

Hier mal der Vergleich direkt zu F1.2. Ja, der Hintergrund ist nicht ganz so unscharf, aber die Bokehbubble sind schöner. Du entscheidest also, was Dir in dem Moment wichtiger ist.

Bokehvergleich F1.2 vs. F1.8

Blendensterne 

Falls Du zufĂ€llige ein paar Sonnensterne oder Blendensterne mit dem Objektiv erzeugen willst, blende ab auf Blende 16, dann sieht das so aus. Durch die 13 Blendenlamellen beim 1.2er gibt es 26 Strahlen. 26 ist schon sehr selten. Du bekommst also viele, aber dafĂŒr nur schwĂ€cher ausgeprĂ€gte Strahlen.

Blendensterne im Vergleich. Aufgenommen bei F16 damit die Strahlen deutlicher werden.

Chromatische Aberration

Farbquerfehler, also die CAs, die Du am Rand des Bildes finden kannst, korrigiert die Automatik ganz gut weg, da muss man schon sehr genau hinsehen, um was zu finden. Bei den FarblĂ€ngsfehlern, also die CAs die Du vor und hinter der Fokusebene siehst, die findest Du ja immer bei so hoch lichtstarken Objektiven. Im Nahbereich ist das meist noch verstĂ€rkt. Beim Lineal finde sieht man das ganz leicht, aber bei F1.2 hĂ€tte ich das schlimmer erwartet, von daher sind die CAs aus meiner Sicht gering. Wenn Du es jetzt bei Reflexionen darauf anlegst, dann sieht man es schon stĂ€rker, also lila vorne und grĂŒn hinten. Was mir hier aber auffĂ€llt, dass das 1.4er hat im Nahbereich so Seifenblasen UnschĂ€rfekreise (siehe Video), im normalen Bereich ist das nicht so und das ist auch beim 1.2er besser. 

Möchtest Du CAs vermeiden, blende etwas ab. Bei 2.0 wirds besser, bei 2.8 noch besser. 

Focus Breathing

FĂŒr den ein oder anderen Filmer vielleicht interessant, das 1.2er hat fast kein Focus-Breathing, das 1.4er schon. Wenn Dir das also wichtig ist, Du also filmst und viele Fokusfahrten machst, wĂ€re das ein Kaufgrund fĂŒr das neue 1.2er. FĂŒr die Fotografie spielt das keine Rolle.

Fazit

Ich finde 1.2er Objektive immer faszinierend, aber fĂŒr mich selbst komme ich oft zum Schluss das F1.4 mir völlig genĂŒgt. Das wĂ€re auch hier auch der Fall. Toll ist aber das 1.2er hat fast das gleiche Gewicht als das 1.4er. Von der SchĂ€rfe ist es bei F1.4 besser, es ist also besser, auch wenn Du es ganz offen gar nicht benutzt. Zum Filmen ist es ebenfalls interessanter, weil es fast kein Focusbreathing hat. Im Gegensatz zu 1.8er Objektiven, was von der LichtstĂ€rke ja oft ebenfalls genĂŒgt, wenn wir mal ehrlich sind, hat das Sigma F1.2 aber ein viel schöneres Bokeh abgeblendet auf F1.8 oder F2.0. Aber das ist beim Sigma 1.4 ja auch so. Insgesamt aber ganz klar ein tolles Objektiv. Ich hatte die Sony G-Master zwar nicht im direkten Vergleich, aber typischerweise sind die vom Autofokus oft besser, schau Dir gerne mal meinen 70-200er Battle dazu an, wenn Du viel Action fotografierst, könnte es daher sinnvoll sein nochmal etwas Geld draufzulegen und zu den Sony G-Master zu gehen. Meine Erkenntnis ist jedenfalls: Selbst wenn Du F1.2 nicht nutzt, es ist bei F1.4 oder F1.8 besser als andere Objektive.

Oder was sagst Du? Lass uns gerne in den Kommentare diskutieren.

Im direkten Vergleich stelle ich immer wieder fest, das Originalobjektive einfach zuverlÀssiger fokussieren.

Und vergiß nicht, Dir mal meine Fotokurse anzusehen, bald kommt noch ein Lightroom Classic Kurs dazu (Sommer 2024):

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