TEST: Tamron 28-75mm F2.8 G2 vs. Sigma 28-70mm F2.8 DG DN

Das Tamron ist etwas dicker, etwas größer, etwas schwerer und einen Hauch teurer als das Sigma. Ist es auch etwas besser? Genau das hab ich für getestet. Heute treten also an, das Tamron 28-75mm F2.8 Di III VXD G2*, also die neue Version gegen das Sigma 28-70mm 2.8 DG DN Contemporary*.

Das Sigma, dazu hab ich ja schon einen einzelnen Test gemacht an der Panasonic S5. Heute teste ich beide Objektiv an der Sony Alpha 7 IV mit 33 MP. Warum die 7 IV und nicht eine Kamera mit mehr Pixel? Ganz einfach, wer eine 60 MP Kamera kauft, kauft sicherlich auch eher das original Sony GM. Aber die meisten von Euch haben eher 24 oder 33 MP, und genau das interessiert mich. Wie performen die beiden Objektive genau an der Kamera! Dazu kommt noch, die 7IV habe ich gerade, weil ich dazu einen Masterclass Kamera Workshop erstelle. Möchtest Du also einen Fotokurs speziell zu Deiner Kamera, dann schau mal in meinen Shop, vielleicht habe ich den Kurs zu Deiner Kamera ja schon fertig. In meinen Masterclass stecke ich zurzeit sehr Arbeit und Herzblut. Das war die Werbung in eigener Sache und wir fangen an mit der Verarbeitung.

Dieser Blog-Artikel ist der Text zum Video. Der Inhalt ist (fast) identisch.

Tamron 28-75mm F2.8 G2 vs. Sigma 28-70 F2.8 DG Vergleich und Test

Verarbeitung

Beide Objektive haben einen Dichtungsring am Bajonett, man könnte meinen, die sind spritzwassergeschützt, aber tatsächlich sind das beide Objektive nicht. (Nachtrag: Das Tamron ist tatsächlich als spritzwassergeschützt angegeben. Das war also ein Fehler von mir im Video! Hier also ebenfalls ein Vorteil für das Tamron) Ebenfalls haben beide einen Filterdurchmesser von 67 mm

Wo sie sich unterscheiden, ist in Größe und Gewicht. Das Tamron wiegt 540g und das Sigma nur 470g, also gut 70g leichter. Das Sigma ist mit 10,3 cm auch gut 1,4 cm kürzer und auch ein wenig schlanker. Derzeitiger Marktpreis ist fast identisch und liegt bei 850 €, das Sigma zurzeit ein wenig günstiger. 

Tamron 28-75mm F2.8Sigma 28-70mm F2.8
Gewicht540g470g
Länge11,7 cm10,3 cm
Breite7,6 cm7,2 cm

Ein weiterer kleiner Unterschied. Bei Tamron sitzt der Zoomring vorne, bei Sigma ist vorne der Fokusring und der Zoomring hinten. Spielt das eine Rolle oder ist das egal? Das ist natürlich Geschmacksache, aber, die meisten von uns benutzen den Zoomring häufiger als den Fokusring. Und die Hand liegt normalerweise unter dem Objektiv, zum stützten. Und dann kommt man leichter an den vorderen Ring. Es ist aus meiner Sicht also komfortabler zu zoomen beim Tamron. Aber wenn Deine anderen Objektive anders sind, könnte es Dich natürlich auch verwirren. Aber letztendlich Geschmacksache.

Apropos Zoomring, im Zoom unterschieden sich die Objektive ja ein wenig. Also 28-70 mm bzw. 28-75 mm. Tatsächlich ist das Sigma aber sogar einen Hauch weitwinkliger.

Brennweitenvergleich

Ja, beides sind 28 mm, aber das ist ja die Brennweite und nicht direkt der Winkel. Also Sigma schafft 75,4° und Tamron 75,2°. Kleiner feiner Unterschied. Also Sigma ein wenig mehr Weitwinkel und Tamron hat mehr Tele.

Das Sigma hat einen physischen AF/MF Schalter und das Tamron hat stattdessen einen Fokus Halten Knopf. Der Schalter hat immer die gleiche Funktion, der Knopf beim Tamron lässt sich umprogrammieren. Sowohl über die Kamera selbst, aber auch über den USB-C-Anschluss. Hier kannst Du auf die Taste andere Funktionen legen, wenn Du möchtest, auch AF/MF umschalten wäre möglich. Ich denke, der Schalter ist für alle interessant die häufiger AF/MF umschalten, z. B. Für Landschaften ist das Sigma einen Hauch interessanter, für Porträts ist Fokushalten und auch Augen-AF auf der Taste vielleicht etwas interessanter. Auch wieder eher etwas Geschmacksache. Ideal wäre ein Knopf und ein Schalter. Das hätte dann z. B. das Sony FE 24-70mm F2.8 GM II*. 

Insgesamt von der Verarbeitung würde ich sagen, beide spielen in der gleichen Liga. Wenn ich aber mal zoome, das Sigma hört sich sehr smooth, also sehr weich an. Das Tamron zoomt nicht so weich und klingt kratziger.

Fokus

Beide haben einen richtig schnellen Autofokus. Gerade in Kombination mit der 7 IV. Gefühlt ist das Bild immer unmittelbar scharf, sobald man auch nur daran denkt, den Auslöser anzudrücken. Tamron selbst sagt, der Autofokus ist doppelt so schnell im Vergleich zum eigenen Vorgänger. Im Tele würde ich sagen, ist das Sigma trotzdem noch ein bisschen schneller. Also leichter Vorteil für Sigma, wenn Du einen schnellen AF brauchst. Aber generell kannst Du mit beiden Objektiven sehr gut Action fotografieren. Beide sind richtig schnell.

Die Naheinstellgrenze liest sich fast identisch, beim Sigma sind das 19-38 cm und beim Tamron 18-38 cm. Den besten Makro gibt es also bei beiden Objektiven im Weitwinkel. Praktisch gesprochen kannst Du mit dem Tamron 9 cm breite formatfüllend fotografieren und beim Sigma sind das 12 cm. Im Tele sind es bei beiden ja 38 cm, Du kommst also gleich dicht heran, aber das Tamron hat ja 75 mm statt 70 mm, also auch hier einen besseren Makro. In cm gesprochen sind das 13 cm breite statt 15 cm breite. Und noch etwas fällt auf. Ich hab hier mal auf Blende 5.6 abgeblendet, das Sigma zeigt hier etwas chromatische Aberrationen, dadurch wirkt das Tamron schärfer im Nahbereich.

Schärfeleistung

Wichtig, ich teste die Objektive bei hoher Entfernung. Ich fotografiere bewusst kein Chart ab, denn das gibt Dir nur die Qualität im Nahbereich, das hab ich eben bei Makro ein bisschen gezeigt. Die Objektive sind aber meistens auf unendlich korrigiert, und das sehen wir uns jetzt an. Das ist jeweils ein Bildausschnitt auf 200%, damit überhaupt ein Unterschied sichtbar wird.

Zuerst einmal die Mitte bei 28mm.

Schärfe/Kontrast in der Bildmitte bei 200%

Hier sieht man kaum einen Unterschied. Auch bei offener Blende sind beide Objektive richtig scharf. Das Gleiche gilt übrigens bei 50 mm und 70 mm. 

Also schauen wir uns den Randbereich an, und zwar nicht am Rand, sondern richtig an der Ecke, wo man eigentlich immer was findet.

Schärfe in der oberen linken Ecke bei 28 mm und 200 %

Beide Objektive sind auch hier, selbst bei offener Blende, ziemlich gut. Die Ausschnitte bei offener Blende sind etwas dunkler, das liegt an der Vignettierung, kommen wir noch zu, aber die Schärfe ist ziemlich gut. Wenn ihr eine bestmögliche Schärfe haben wollt, blendet ruhig auf 5.6 oder 8.0 ab, aber wenn Du gerne Landschaften mit offener Blende fotografieren willst, sehe ich da überhaupt kein Problem. 

Das Sigma zeigt hier bei F2.8 ein ganz wenig chromatische Aberrationen, das Tamron nicht, deshalb ist es bei F2.8 ein wenig schärfer. Das ändert sich übrigens auch nicht, wenn Du in Lightroom „CA entfernen“ aktivierst.

Bei 50 mm ähnliches Spiel.

Schärfe in der oberen linken Ecke bei 50 mm und 200%

Beide sind offen, richtig gut. Aber das Tamron ist tatsächlich bei F2.8 selbst am Rand genauso gut wie abgeblendet. Das Sigma zeigt bei F2.8 auch am Rand eine richtig gute Schärfe. Aber es fehlt einen Hauch an Kontrast, eine Blende abgeblendet auf 4.0 und es ist ebenfalls richtig gut. Nicht vergessen, ich bin hier in der 200% Vergrößerung, damit man überhaupt einen Unterschied sieht.

Kommen wir zum Telebereich. Hier ist der Bildausschnitt ein wenig anders, weil ich das Tamron bei 75 mm und das Sigma bei 70 mm verglichen habe.

Oberen linke Ecke bei 70 mm / 75 mm und 200%

Beide sind wieder offen wieder richtig gut, aber auch hier ist Tamron wieder einen Hauch besser.

Von der Schärfeleistung sind insgesamt beide Objektive richtig gut und ich hätte keine Scheu beide auch bei offener Blende z. B. in der Landschaftsfotografie zu verwenden, wo mir die Details wichtig sind. Aber, wie Du gesehen hast, bei offener Blende ist das Tamron jeweils nochmal etwas besser. Man könnte sagen, das Tamron ist bei offener Blende schon ein richtiger Kracher. 

Bokeh

Bokehvergleich im Tele bei offener Blende

Reden wir über das Bokeh, so nennt man die Unschärfe im Hintergrund. In der Praxis sehen beide Objektive durchaus ähnlich und ähnlich gut aus. Ich würde sagen die Unschärfekreise sind beim Tamron etwas schärfer und durch etwas mehr Tele auch etwas größer und beim Sigma etwas weicher. Insgesamt aber schwer groß Unterschiede zu sehen. Was einem hier besser gefällt, hängt einfach auch vom Geschmack ab. Gerade beim Bokeh gibt es kein gut oder schlecht, sondern die Frage ist, was Du möchtest und was Dir besser gefällt. 

Bildausschnitt aus dem vorigen Beispiel

Da es ein Vergleichstest ist, habe ich versucht Unterschiede zu finden, verlege den Vergleich von draußen nach drinnen und schaue mir das Bokeh mal etwas genauer an. Ich spiele hier keine Rolle, also nehme ich mich hier mal weg. 

Bokehvergleich im Studio

Die Unschärfekreise sehen bei beiden sauber aus und zu den Ecken werden die eiförmig, das ist völlig normal. Was mir aber auffällt, beim Sigma werden die oben und unten ebenfalls schon etwas eiförmig, jedenfalls bei offener Blende. Das ist beim Tamron noch nicht so. Hier ist das Tamron also etwas “besser”. Verglichen habe ich übrigens maximale Brennweite, also bei Sigma 70mm und beim Tamron 75mm. Das ist das, was sicherlich die meistens bei Portraits genauso machen würden.

Bildausschnitt aus dem obigen Bild

Dann gibt es noch einen kleinen Unterschied. Je nach Entfernungseinstellung sieht man das die Unschärfekreise bei Sigma ein wenig ungleichmässiger sind. Es sind auf keinen Fall richtige Zwiebelringe oder Seifenblasen, wie man es von manch anderen Objektiven kennt, z. B. bei der älteren Tamron Version war es so. Aber, ich sag mal, es ist ein wenig zwiebellig. Oder anders gesagt, das Tamron ist hier gleichmässiger. 

Vom Bokeh würde ich daher einen leichten Vorteil beim Tamron sehen, aber wie gesagt, ist natürlich auch Geschmacksache. Dazu kommen die 5 mm mehr Brennweite. Beides ist etwas, das für das Tamron spricht, wenn Du gerne Porträts fotografierst.

Blendensterne + Flares

Die Anzahl der Blendenlamellen entscheiden, wie Blendensterne aussehen. Beide Objektive haben 9 Blendenlamellen, also haben auch beide 18 Strahlen und so sehen die bei beiden aus bei Blende 16.

Vergleich Blendensterne und Flares

Wie Du siehst, kannst Du beim Tamron etwas ausgeprägtere Sonnensterne erzielen, wenn das etwas ist, was Dir wichtig ist. 

Das Tamron ist insgesamt jedoch anfälliger für Flares, das siehst Du hier ebenfalls im Bild. Vielleicht findest Du das gut, wenn Du das Objektiv für Video nutzen willst. Ich denke, die meisten wollen lieber möglichst wenig Flares im Bild, das spricht dann klar für das Sigma. Beide Objektive bleiben aber, trotz Gegenlicht, sehr kontrastreich

Verzeichnung

Verzeichnung ohne Korrektur

Beide Objektive verzeichnen im Weitwinkel tonnenförmig und im Tele kissenförmig. Beide Objektive kommunizieren allerdings mit Deiner Kamera, wenn Du also keine Verzeichnung willst, schalte das entsprechend an Deiner Kamera ein und die Verzeichnung wird automatisch korrigiert, bzw. wenn Du RAW fotografierst, dann denk an den Haken im RAW Konverter. Warum verzeichnen eigentlich beide so stark? Ganz einfach: Verzeichnung lässt sich per Klick heute schnell entfernen, beide haben Priorität auf Schärfeleistung, die lässt sich per Klick nämlich nicht verbessern. 

Verzeichnung mit automatischer Korrektur in Lightroom

Vignettierung

Vignettierung bei offener Blende F2.8

Das Sigma vignettiert im Weitwinkel sichtbar etwas mehr, wobei, das aus meiner Sicht heute ebenfalls kaum eine Rolle spielt. Das lässt sich wunderbar automatisch korrigieren, zumindest wenn Du in RAW fotografierst. In JPG, auch wenn ich die Korrektur in der Kamera eingeschaltet habe, vignettiert das Tamron sichtbar weniger. Wenn Du hauptsächlich Porträts fotografierst, und sowieso eher nachträglich eine Vignette reinnimmst, spielt das sicherlich keine Rolle. Wenn Du Landschaften fotografierst, blendest Du meist etwas ab, dann spielt das auch keine Rolle. Wenn Du aber Landschaften bei offener Blende fotografieren willst, Du fotografierst JPG und Dich stört eine Vignette, dann hat das Tamron hier einen gewissen Vorteil. Bei Blende 4.0 sieht man beim Tamron fast gar keine Vignette mehr, beim Sigma schon noch. 

Vignettierung bei F4.0

Chromatische Aberration

Chromatische Aberrationen, oder auf Deutsch Farbsäume, ist bei beiden grundsätzlich erstmal kein Problem. Fällt bei beiden gar nicht auf bzw. nur sehr gering und wenn Du stark vergrößerst.

CAs im Telebereich

Farblängsfehler fallen bei beiden im Weitwinkel gar nicht auf, im Telebereich schon ein wenig und beim Sigma einen Hauch stärker. Aber generell aus meiner Sicht vernachlässigbar.

Farbquerfehler, hauptsächlich eher ein Problem für hochlichtstarke Objektive. Bei den beiden jedenfalls kaum ein Problem, aber wie Du im Schärftest gesehen hast, beim Sigma sieht man ganz am Rand in der starken Vergrößerung bei Gegenlicht ein bisschen mehr CA. 

CAs im Randbereich

Fazit

Mein Fazit. Für das Sigma spricht in erster Linie, dass es leichter ist und kleiner. Es hat einen etwas schnelleren AF und ist weniger Flareanfällig. Das Tamron hat die bessere Schärfeleistung, vor allem bei offener Blende ist es bis in die Ecke beeindruckend scharf. Chromatische Aberrationen sind einen Hauch besser, es hat etwas mehr Tele und für mich einen kleinen Vorteil im Bokeh. Empfehlen kann ich ganz klar beide Objektive. Beide haben ein hohes Niveau, bis auf den fehlenden Spritzwasserschutz. Wenn ich es auf zwei Faktoren runterbrechen müsste, würde ich Dich fragen, was ist Dir wichtiger? Größe und Gewicht? Nimm das Sigma. Schärfeleistung? Nimm das Tamron.

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