CANON EOS R5: TEST | 100% Fotokamera 📷  / 45% Videokamera 🎥 ?

Es gibt genügend Videos online, die sich um die Überhitzungsprobleme der Kamera kümmern. Aber eher wenige, die die Kamera als Fotokamera testen. Aber in erster Linie ist sie das: eine Fotokamera. Deswegen sehe ich mir auch genau das an. Aber keine Sorge, über Video reden wir natürlich ebenfalls. Auf den ersten Blick hat Canon vieles richtig gemacht, 45-MP-Sensor, Hochauflösender Sucher, 20 Bilder/Sek., Tiererkennung, 5 Achsen Stabilisator im Body und vieles mehr. Aber schauen wir sie uns mal im Detail an.

Vorab, dieser Text ist fast identisch zum Video, von daher schau Dir gerne mein Video dazu an. Zur Canon EOS R5 findest Du übrigens in meinem Shop einen ausführlichen Fotokurs.

Mein Test zur Canon EOS R5

Gehäuse

Das Gehäuse ist sehr gelungen. Die erste Generation, also die EOS R lag schon gut in der Hand. Canon hat versucht, die Bedienung im Gegensatz zur DSLR ein wenig zu modernisieren, z. B. mit der Touch Bar. Die war aber nicht gut und nicht praktisch, davon sind sie zum Glück wieder weg und an gleicher Stelle gibt es jetzt einen ganz “altmodischen” Joystick und das ist gut so. Ebenso sind sie vom Steuerkreuz wieder weg und haben das bekannte größere hintere Einstellrad aus der Spiegelreflex Serie übernommen. Ich hätte mir beides gewünscht, Steuerkreuz und Rad, wie z. B. bei Sony. Ich verstehe aber die Entscheidung, damit nicht so schnell etwas aus Versehen verstellt werden kann. Und die meisten, die von einer EOS 5D wechseln, kennen das und mögen das sicherlich genau sich.

Das Moduswahlrad hat so seine Pros und Cons. Grundsätzlich finde ich das praktisch, dass je nach Modus, Foto oder Video, die Einstellungen entsprechend anders sein können. Ich mag es allerdings nicht so gerne, dass ich nicht einfach das Moduswahlrad verdrehen kann, sondern immer vorher die Mode Taste drücken muss, denn das Rad hat eine Doppelfunktion. Wenn ihr Mode vorher nicht drückt, verstellt ihr ISO. Da musst Du also gerade am Anfang etwas aufpassen.

Das Gewicht der Kamera ist mit 738 g sehr angenehm leicht, sie wirkt trotzdem robust und ist auch staub- und feuchtigkeitsgeschützt auf dem gleichen Niveau, wie die 5D Serie.

Speicherkarten

Die EOS R5 nutzt 1x SD und 1x die neue CFexpress Typ B Karte. CFexpress Karten können noch einmal einiges schneller sein, als SD, sie sind aber auch deutlich teurer. Für die Fotografie genügt eine schnelle SD-Karte völlig aus (Empfehlung: Sony 128 GB Tough*), für die meisten Videoformate ebenfalls, Full HD, 4K in 25, 30 oder auch 50p, und sogar für 8K, solange ihr in IPB bleibst. IPB, so nennt Canon die Long-GOP Video Komprimierung. Für All-I (All-Intra bedeutet Einzelbildkomprimierung) benötigts Du ab 4K 50p, die CFexpress Karte. Ebenfalls brauchst Du CFexpress, wenn Du in 4K 25p All-I UND c-log filmen willst und für RAW Video. Kurz gesagt: Für RAW, All-I und für 4K 100p brauchst Du eine CFexpress. Meine Empfehlung: Angelbild Pro CFexpress*. Sie hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und sie unterstützt alle Formate der R5.

Wenn Du aus Sicherheitsgründen z. B. für Hochzeiten usw. lieber auf 2 Karten gleichzeitig schreiben möchtest, um immer eine Sicherheitskopie zu haben, geht das für Fotos ohne Probleme, JPG oder RAW, bei Video jedoch leider nicht. (Nachtrag: Funktioniert jetzt auch für Video, wurde durch ein Firmwareupdate ergänzt)

Sucher/Display

Der 3,7 Mio. Punkte Sucher der EOS R war schon gut, der neue mit 5,7 Mio. jedoch noch besser. Bisher fand ich den Sucher der Panasonic S1 am besten. Ich konnte sie jetzt nicht direkt miteinander vergleichen, ich würde aber schon sagen, die R5 hat einen der besten Sucher. Interessant ist die Umstellmöglichkeit für Brillenträger. Du kannst das Sucherbild etwas verkleinern, um auch den Rand des Bildes zu sehen, wenn Du mit Brille durch den Sucher schaust.

Das Display ist Canon üblich in alle Richtungen dreh- und klappbar. Es könnte bei Sonnenschein gerne etwas heller sein und für Video könnte es meiner Meinung nach auch gerne deutlich größer sein. Aber verglichen mit den meisten anderen Kameras ist es auf jeden Fall ein gutes Display.

Bedienung

Die Bedienung ist insgesamt sehr gelungen und besser als bei der EOS R. Es lässt sich alles schnell einstellen über die 3 Einstellräder, der Joystick ist praktisch, die Bedienung per Touch ist überall möglich. An den Grundeinstellungen habe ich alles so lassen können wie es war, bis auf eine Einstellung die mich gestört hat. Der Joystick lässt sich nur verwenden, wenn Du vorher auf die Taste zur AF Methode drückst. Erst dann ist der Joystick aktiviert. Wenn Du wie ich den Joystick immer verwenden möchtest, kannst Du über “Tasten anpassen“, den Multi-Controller aktivieren und der Joystick ist immer aktiv.

Nachtrag: Ich besitze die Kamera mittlerweile selbst und habe 6 Tasten umprogrammiert. Ganz ausführlich erkläre ich natürlich alles in meinem Masterclass Kamera Workshop zur R5, im Schnelldurchlauf findest Du das aber auch im nachfolgenden Video. Bei der R5/R6 nutze ich die gleiche Tastenbelegung.

Meine Einstellungen und Tastenbelegungen der R6 gilt für fast alles genauso auch für meine R5.

Was mir auch gut gefällt ist das Head-up Display, das viele spiegellose Kameras ja vermissen lassen. Ich mag es, das Display eingeklappt zu lassen und dennoch die wesentlichen Einstellungen über das kleine Display vornehmen zu können. Was mir nicht ganz so gut gefällt, aber das ist Geschmacksfrage, der Ein-/Ausschalter gehört meiner Meinung nach, nach vorne, vor den Auslöser, aber das sind Kleinigkeiten.

Sensor Auslesegeschwindigkeit

Einer der Besonderheiten des neuen Sensors ist, dass dieser super schnell ausgelesen werden kann. Das ist einer der Gründe, warum die Kamera etwas mehr kostet. Das schnelle auslesen wird zwar für 8K Video benötigt, aber es hat auch viele Vorteile für die Fotografie. Ich habe öfter gehört, ich brauche kein 8K und will es nicht mitbezahlen. Sieh es anders, Du zahlst nicht 8K, sondern einen super schnellen Sensor, der auch viele Vorteile in der Fotografie hat.

Was ist das konkret in Zahlen? Die EOS R war noch super langsam. Einer der langsamsten Kameras am Markt, mit etwa 75 ms Auslesegeschwindigkeit (für Fotos, nicht Video), also ca. 1/13s. Die R5 ist das genaue Gegenteil, sie hat die schnellste Auslesegeschwindigkeit aller hochauflösenden Kameras, das habe ich gemessen mit 16,5 ms, das ist 1/60s und damit 4,5x so schnell wie bei der EOS R, bei gleichzeitig noch mehr Pixel. (Blogbeitrag: Rolling Shutter Vergleich verschiedener Kameras)

Was ist der Vorteil? Zum einen sind dadurch 20 Bilder/Sek. möglich, mit elektronischem Verschluss. Aber selbst wenn Dir 8 B/s von der EOS R genügen. Die EOS R liest den Sensor so langsam aus, dass sie zwar 8 B/s kann, aber ohne AF und ohne Livebild. Und genau das ist der Unterschied, mit der R5 kannst Du 8 B/s, und die Kamera ist schnell genug zwischen den Bildern zu fokussieren und Dir ein Livebild anzuzeigen. Das ist wichtig bei jeglicher Art von Sport- od. Tierfotografie. Dafür brauchst Du einen Sensor, der schnell ausgelesen werden kann. Selbst wenn Du kein Sport fotografierst, aber gerne geräuschlos mit dem elektronischen Verschluss ist das von Vorteil. Bei der EOS R kannst Du auch bei kleinen Bewegungen schon schiefe Bilder bekommen. Das ist der Rolling Shutter Effekt, den gibt es auch in der Fotografie. Bei der EOS R5 ist der minimal und Du kannst geräuschlos fotografieren, also ohne Spiegel klackern und ohne Verschlussgeräusch, selbst bei Action und der Effekt ist kaum zu bemerken. Die R5 gehört damit zu den wenigen Kameras, wo ich den elektronischen Verschluss empfehlen kann. 

Bildqualität

Mit der R5 und den 45 MP hast Du einen hochauflösenden Sensor, für große Vergrößerungen oder Bildausschnitte. Oder um aus einem Hochformat vielleicht doch ein Querformat zu machen und Du hast immer noch genügend Pixel für große Abzüge. Ich mache keine Labortests, deswegen machen wir hier jetzt kein Pixelpeeping

Vom Rauschen kann ich sagen, bis ISO 3200 völlig unproblematisch, selbst stark gecropped. 6400 ist auch noch ok. Aufnahmen bei ISO 12.800 oder sogar 25.600 sehen immer noch ok aus, wenn die Beleuchtung stimmt, der Kontrast hoch genug und/oder ihr nicht croppen müsst. Die Schrift sieht hier noch ok aus (siehe Video), aber achte mal auf mein Foto, kontrastärmere Details werden durch das Rauschunterdrücken bei JPG einfach weggebügelt. Deswegen habe ich in meinem Video über Tierfotografie eher ISO 3200 empfohlen, weil Du da noch die ganzen feinen Haare oder Federn erkennst, die bei 6400 oder erst recht bei 12.800 schon verloren gehen können. 12.800 würde ich für Sportfotografie durchaus noch verwenden. Für Tierfotografie eher versuchen zu vermeiden. 

Testen des Dynamikumfangs überlasse ich ebenfalls den Laboren, kann aber sagen das Canon hier endlich aufgeholt hat und auf einem Niveau mit Sony, Nikon oder Panasonic ist. Nicht besser, aber eben auch nicht mehr schlechter.

Autofokus

Gesichtserkennung und Augenerkennung macht die R5 super. Allgemein arbeitet der AF sehr schnell und sehr gut. Also auf jeden Fall für die Sportfotografie geeignet. Neu ist die Tiererkennung, dazu habe ich ein Extra Video erstellt. Das funktioniert bei den meisten Tieren ebenfalls sehr gut und die Kamera stellt ziemlich zuverlässig auf das Auge oder auf den Kopf scharf. Die Tracking-Möglichkeiten auch für die Sportfotografie klappt gut, Du kannst entweder auf Tastendruck tracken, Du kannst das Tracking auch ans AF Feld koppeln. Hier hat Canon sich ein wenig bei Sony abgesehen, aber sogar mit einer, wie ich finde, besseren Bedienung. Kurz gesagt, ich hab hier nichts zu meckern, der Autofokus ist Meisterklasse.

Wie gut funktioniert die Tiererkennung der Canon EOS R5 / R6?

Geschwindigkeit

Mechanisch kann die R5 bis zu 12 Bilder/Sek. und mit elektronischem Verschluss sogar 20 B/s. Mit Livebild funktioniert das jedoch nur bis 8 B/s, wenn Du den mechanischen Verschluss wählst. Das Livebild ist wichtig, um Bewegungen bei Sport und Tierfotografie besser nachverfolgen zu können. Damit Du bei 8 B/s jedoch noch ein Livebild erhältst, musst Du auf “Schnellanzeige” umstellen. Das würde ich dauerhaft eingeschaltet lassen, reduziert aber die Akkuleistung. Mit elektronischem Verschluss kann die R5 sogar 20 B/s mit teilweise Livebild. 

Stabilisator

Die Canon R5 hat den besten Stabilisator, den ich bisher testen durfte, mit dem 24-105 mm. Bei 105 mm und 1/8s waren immer noch alle Bilder scharf, bei 1/4s immerhin noch 1 von 3 und 1/2 s war auch noch akzeptabel, mit ruhigem Atem und etwas Glück. Mit dem 600 mm F11 habe ich ebenfalls einen Test gemacht, da war 1/30s noch problemlos möglich – mit ruhigem Atem. Je nach Objektiv ist der Stabilisator damit genauso gut wie die Panasonic S1, die bisher den besten Stabi hatte, bei einigen Objektiven jedoch auch teilw. besser.

Video

8K und 8K RAW will derzeit sicherlich noch kaum einer nutzen. Wenn Du das willst, hier hast Du eine Kamera, die das kann und das auch in guter Qualität. Willst Du in RAW filmen, bedenke aber das 6 Min. Film etwa 128 GB benötigt. Viel spannender ist sicherlich für die meisten 4K in 25, 50 oder 100p. In 25 oder 30p kann sie oversamplen, das müsst ihr aber vorher einstellen und nennt sich 4K HQ Modus. Dann ist die Qualität richtig gut. Ohne HQ Modus verwendet sie Lineskipping, den Unterschied sieht man deutlich. Bei 4K 50 oder 100p verwendet sie immer lineskipping. 4K 100p mit Oversampling kann zum Beispiel die Sony A7S III, die wäre in dem Punkt besser. (Hat jedoch auch nur 12 MP)

Der Videocodec ist in der Grundeinstellung H264 in 8bit und 4:2:0 Farbunterabtastung. Wenn Du gerne gradest, mehr Dynamik aus den Videos in post herausholen möchtest, kannst Du auf C-Log stellen. (Ab Version 1.3.1 auch C-Log 3). Gleichzeitig schaltet die Kamera dann um auf 10bit in 4:2:2 und verwendet den H265 Codec! Du bekommst es also nur zusammen als Paket und nicht einzeln. Von der Qualität und den Möglichkeiten ist das natürlich super. Bedenke aber, dass Du das Material nicht mehr nativ schneiden kannst, ohne dass es ruckelt. H265 alleine überfordert schon viele Rechner, dazu noch 10bit und 4:2:2 überfordert jeden Rechner. (Nachtrag: Hier hat sich etwas geändert. Ich habe einen Apple M1 Max Prozessor in meinem Macbook Pro von 2021. Der kann das Material nativ schneiden!)

Denk also daran das Du das Material dann entweder vorher in einen anderen Codec umwandeln musst, mit Proxy Dateien arbeitest oder einen HDMI Rekorder verwendest, der dann in einem anderen Codec aufzeichnet. Wem das alles zu viel ist, empfehle ich c-log ausgeschaltet zu lassen und alles ist gut und Du kannst die Dateien problemlos verarbeiten.

Sprechen wir mal über die Aufnahmelänge und Überhitzungsproblemen. Zum einen gibt es die typische Zollgrenze von 29m 59s, das ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß, weil die EU Zölle gerade abgebaut werden, daher hat Panasonic und Sony diese Zeitbegrenzung schon abgeschafft. Bei Zeitlupe ist diese Grenze übrigens entsprechend kürzer, da sind es nur 7,5 Min. Angenommen Dich stört diese Grenze nicht, bei Interviews z. B. können 30 Min. schnell erreicht werden, aber vielleicht machst Du ja nur kürzer Clips. Wie sieht es jetzt nun mit Überhitzung in der Praxis aus. Da gibt es ja Unmengen von Tests und es gab auch schon Firmware Updates, die dies ein wenig korrigieren.

Dass die Kamera bei 8K irgendwann abschaltet, war zu erwarten. Dass Sie nicht beliebig lange 4K 100p aufnimmt, ist auch kein Problem, Zeitlupenaufnahmen sind ja meist nur kürzere Sequenzen. Das größte Problem ist, selbst wenn Du 8K nicht benutzt, 4K 100p nur wenig benutzt, sondern einfach nur normal 4K in HQ, also der bestmöglichen Qualität verwenden willst, kannst Du 30 Min. filmen, dann bricht das Video ab, wegen der Zollgrenze. Dann könntest Du das Video erneut starten, aber nach ca. 10 Min. bricht sie erneut ab wegen Überhitzung.

Nachtrag: Per Firmware 1.6.0 gab es endlich eine neue Funktion im Menü “Automatische Abschaltung”. Durch die Funktion erlaubst Du der Kamera heißer zu werden. Das schadet der Kamera nicht, höchstens Deinen Fingern. Dadurch nimmt sie jedoch auch problemlos länger auf. Die Hitzeproblematik ist heute also eher keine mehr bzw. noch einmal verbessert. Es gibt immer noch Abschaltungen wegen Überhitzungen, aber erst deutlich später.

Fazit

Die EOS R war der Anfang, erste Versuche im spiegellosen Vollformat. Sie ist ok, aber hatte die ein oder andere Schwäche, mit der viele leben konnten, aber in einigen Punkten eine DSLR nicht ersetzt hat. Die R5 ist die erste spiegellose von Canon, die mit den Spiegelreflex nicht nur mithalten kann, sondern besser ist. Die mit der Konkurrenz nicht nur mithalten kann, sondern in vielen Punkten ebenfalls besser ist. Die Kamera ist sehr gelungen, als Fotokamera zurzeit meine 1. Wahl. Als Videokamera allerdings nicht, da gibts bessere. Für Zeitlupe in 4K 100p nutze ich sie jedoch sehr, sehr gerne.

Canon EOS R5 vs. Sony 7RIV – Welche Kamera ist besser? Ein Vergleichstest
Neues Feature für die Canon EOS R5: Du kannst jetzt ein 400 MP hochauflösendes HighRes Foto erstellen.

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