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TEST: Canon EOS R6 Mark II vs. EOS R6

Im Prinzip ist die Canon EOS R6 Mark II sehr ähnlich zum Vorgänger, der EOS R6. Was auch gut ist, denn die R6 ist immer noch super. Statt 20MP gibts jetzt 24MP, statt 20 Bilder/Sekunde gibt es 40. Der Autofokus erkennt jetzt auch automatisch Menschen, Tiere oder Fahrzeuge, das 30 Minuten Zeitlimit bei Video ist weg und es gibt die Möglichkeit, die Aufnahme schon zu starten, bevor Du überhaupt den Auslöser drückst und das sowohl für Foto, als auch für Video.

Dieser Blog-Artikel ist der Text zum Video. Der Inhalt ist (fast) identisch.

Canon R6 Mark II – Viele Vorteile, wenig Nachteile? | Test | Review

Gehäuse + Bedienung

Vom Gehäuse scheint zuerst kaum ein Unterschied zur R6 zu sein. Der Griff ist genauso gut, sie liegt genauso gut in Hand wie vorher, der Hochformatgriff*, besser gesagt der Batteriegriff BG-R10* der R6 passt übrigens genauso. Die Kamera ist insgesamt sehr ähnlich zur R6 und das finde ich auch gut so, denn die R6 ist vom Handling aus meiner Sicht einer der besten Kameras auf dem Markt

Kleine Veränderungen gibt es allerdings. Der Ein-/Ausschalter ist jetzt von links nach rechts gerutscht. Der Nachteil, eine weitere Kamera, wo der Ein-/Ausschalter an einer anderen Stelle sitzt. Ich würde mich freuen, wenn Canon einfach mal einen Platz finden würde und den einheitlich bei jeder Kamera verwendet. Spätestens wenn Du mehr als eine Kamera hast, ist das sonst verwirrend. Der Vorteil ist jedoch:

1. Du kannst die Kamera jetzt mit einer Hand einschalten, während Du sie von der Hüfte ans Auge ziehst, das mag ich.

2. Links hast Du jetzt den Umschalter für Foto + Video. Und das hat wiederum den Vorteil, dass Du das Modusrad jetzt auch für Video nutzen kannst. Das heißt statt nur Automatik und manuell, kannst Du jetzt zusatzlich Zeitvorwahl oder Blendenvorwahl also Tv und Av nutzen und auch die Speicherplätze C1-C3 funktionieren für Video. Du hast also 3 Speicherplätze für Foto und 3 für Video

Wenn wir uns die Kartenslots ansehen, es gibt weiterhin 2x SD. Das ist eigentlich super, die meisten haben nach wie vor SD, aber bei 40 Bildern/Sek. wäre auch ein CFexpress Slot nicht schlecht gewesen. Zumindest einer der SD Slots hätte ein Dualslot sein können für SD oder CFexpress, wie es z.B. eine Sony 7IV macht. 

Dann gibt es auch bei der R6 Mark II den neuen „Blitzschuh“, der jetzt ein Multifunktionsschuh ist. Und das kann praktisch sein, z. B. zum Anschluss von Mikrofonen, ohne dass Du ein extra Kabel brauchst. Ich nutze das bei Sony schon sehr lange, schön, dass es jetzt auch mit der R6M2 geht. Wer nur fotografiert, für den spielt das eher keine Rolle.

Sucher/Display

Sucher und Display sind die gleichen wie bei der R6, 3,7 Mio. Punkte. Es ist nicht der hochauflösendste Sucher, aber die Qualität vom Livebild ist super. Das Display ist das gleiche, ebenfalls klapp und schwenkbar zur Seite. Was aber neu ist, ist die optische Sucher-Simulation, wie auch schon bei der R3. Interessant für alle, die sich schwertun beim Umstieg vom optischer Sucher auf elektronisch. Du hast halt eher einen natürlichen Eindruck eines optischen Suchers, ich mag allerdings das ich im Sucher die Belichtung erkennen kann, daher finde ich es gut, wenn mein Sucherbild möglichst das zeigt, wie das finale Bild wird, deswegen habe ich die Option eher ausgeschaltet, aber wie gesagt, wer sich mit elektronischen Suchern schwertut, wird diese Funktion sicherlich zu schätzen wissen.

Sensor

Der Sensor ist brandneu und hat jetzt 24 MP statt 20 MP, es ist aber kein BSI Sensor, kein Stacked Sensor. Ein ganz normaler CMOS Sensor. Obwohl es kein Stacked Sensor ist, wird er dennoch extrem schnell ausgelesen und die Kamera kommt auf 40 Bilder/Sek., jedenfalls mit elektronischem Verschluss. 40 Bilder/Sek. inkl. Autofokus Nachführung. Das Ganze hat einen kleinen Nachteil, das gab es vorher aber auch schon, mit elektronischem Verschluss hast Du 12-bit RAW und keine 14-bit RAW mehr. Den größten Dynamikumfang hast Du also mit dem mechanischen Verschluss und da bleibt es bei 12 B/s

Da der Sensor jetzt schneller ausgelesen werden kann, ist auch der Rolling Shutter Effekt schwächer ausgeprägt. Das heißt, wenn Du lautlos fotografierst, siehst Du noch weniger schiefe Bilder, aber es kann natürlich weiterhin vorkommen. Mit 14,2 ms Auslesegeschwindigkeit, gehört sie zu den besten Kameras am Markt. HIER findest Du einen Vergleich zu anderen Kameras. Die R6 lag bei 19,3 ms. Damit ist die R6 Mark 2 gut 25 % schneller geworden und damit 25 % geringerer Rolling Shutter Effekt. 

Dynamikbereich

Apropos Dynamikumfang, den hab ich ebenfalls gemessen. Ich bin kein Labor und ich messe eher leihen Haft. Ich komme beim Dynamikbereich aber auf die gleichen Daten, wie auch schon bei der R6. Nämlich auf ca. 14 EV Stufen bei ISO 100 mit mechanischem Verschluss. 14 EV maximal, nutzbar eher 13 EV stufen. Mit dem elektronischen Verschluss ist die R6 Mark 2 genauso “schlecht” wie die R6. Wie gesagt, die RAWs sind dann ja nur 12-bit statt 14-bit und der Dynamikbereich sinkt um eine Blendenstufe auf 13 EVNutzbar sind aber eher 10 EV

Was meine ich mit nutzbar? Das siehst Du im verlinkten Video oben ganz gut. Das ist eine starke Vergrößerung, das Bild wurde um 5 EV Stufen aufgehellt, also schon recht stark, aber genau darum geht es ja beim Dynamikumfang. Wenn Du einen hohen Kontrastumfang hast, dann möchtest Du die Tiefen hochziehen können. 

Gerade beim elektronischen Verschluss rauschen die dunklen Bereiche im Bild aber stärker, wie Du im Video auf rechten Seite siehst. Mit mechanischem Verschluss bzw. dem elektr. 1. Verschlussvorhang ist das Rauschen deutlich weniger. Theoretisch ist es vielleicht nur 1 EV Stufe unterschied, praktisch aber eher 3 EV Stufen unterschied. Und das bedeutet eben auch, dass Du die Schatten beim mechanischem Verschluss gut 2-3 EV stärker aufhellen kannst für das gleiche Bildrauschen. 

Kurz gesagt, wenn Du Dynamik brauchst, bei Landschaft, wenn Du Schatten aufhellen willst, z. B. bei Nachtaufnahmen, dann nimm unbedingt den mech. Verschluss, bzw. den elektr. 1. Verschlussvorhang. Den elektr. Verschluss solltest Du nur verwenden, wenn Du den großen Dynamikbereich nicht benötigst und auch die Schatten nicht stark aufhellen möchtest, Du aber stattdessen das leise und schnelle brauchst.

Mal zum Vergleich, eine Sony 7IV hat etwas mehr Dynamikumfang und gleichzeitig lassen sich die Schatten etwas besser aufhellen. Der Sensor der R6 Mark 2 ist also eher optimiert für Geschwindigkeit und nicht ganz so für Dynamik, wie es bei Landschaftsaufnahmen interessant sein könnte. Aber natürlich kannst Du mit der R6m2 trotzdem Landschaft fotografieren, das ist immer nur Kritik auf hohem Niveau. Die Unterschiede heute sind wirklich eher gering.

Übrigens…

Wie auch schon zum Vorgänger, der Canon EOS R6, findest Du ebenfalls zur Canon EOS R6 Mark II einen Masterclass Kamera Workshop in meinem Shop.

Autofokus

Die R6 hatte schon einen richtig guten Autofokus, und das ist bei der R6 Mark II ist hier nicht anders, aber Canon hat nochmal einen draufgelegt. Ich wollte eigentlich Motocross für Dich fotografieren, die Wetterbedingungen waren allerdings nicht gut genug, deswegen bin ich einfach selbst aufs Fahrrad gesprungen, um ein Gefühl für den neuen Autofokus zu bekommen. Was soll ich sagen, auch bei 40 B/s fokussiert sie zuverlässig nach. 

Was ich aber noch viel spannender finde: Bei vielen Kameras muss man wissen, wie man sie richtig einstellt, um für die richtige Situation scharfe Fotos zu bekommen. Die R6 ist schon sehr einfach von der Bedienung, ohne viel einzustellen ist der Autofokus super und die R6 Mark II macht es Dir noch einfacher. Es gibt eine neue Automatik. Du kannst immer noch selbst einstellen, ob Du Menschen, Tiere oder Helme beim Motorsport fotografierst, aber Du kannst es auch der Automatik überlassen und sie erkennt es erstaunlich zuverlässig von ganz alleine. 

In der Praxis bedeutet das aus meiner Sicht, gerade wenn Du kein Profi bist, mehr scharfe Bilder, egal ob Du gerade ein Porträt, einen Vogel im Flug oder Motorsport fotografierst. Das Umstellen macht trotzdem noch Sinn, um Prioritäten zu setzten, wenn mehrere Motive im Bild zu sehen sind.

Geschwindigkeit

Der Puffer der Kamera genügt für 190 JPG, 75 RAWs bzw. 140 cRAW. Bei 40 B/s heißt das in 3-4s. ist der Puffer voll. Für die meisten Situationen ist das eigentlich kein Problem, man schießt ja immer nur ganz kurze Serien. Und längere Serien, da genügen meistens auch 12 B/s und dann reicht der Puffer für 1000 komprimierte RAWs oder JPG. Aber wie gesagt, mit CFexpress Speicherkarten hätten man das “Problem” lösen können, die können deutlich schneller wegspeichern als SD-Karten es können. Das ist etwas schade, wenn Du sehr intensiv Serien schießen willst. Für die meisten wird das sicherlich trotzdem kein Problem. 

Dann gibt es in der Mark II neu den RAW Burst Modus, wie auch schon in der R7. Damit kannst Du in die Vergangenheit fotografieren. Du drückst den Auslöser halb herunter und die Kamera fängt an, mit 30 B/s zu fotografieren, speichert die aber noch NICHT auf die Speicherkarte, erst wenn Du den Finger ganz herunterdrückst, speichert sie 1/2 Sek. zurückliegend und schießt dann weiter. Dadurch kannst Du bestimmte Momente super einfangen. Es gibt so viele Situationen, wo man sich denkt, schade das ich nicht ein bisschen früher ausgelöst habe, und genau das löst Du damit. 

Jetzt mein großes ABER, das hab ich schon bei der R7 kritisiert. Leider werden die RAW Bilder nicht einzeln gespeichert, sondern eine Serie wird in einer CR3 Datei gespeichert. Du kannst dann in der Kamera einzelne RAW oder JPG exportieren – das ist kein Problem oder Du nutzt die original Canon Software DPP, damit kannst Du ebenfalls einzelne Bilder exportieren. Direkt in Adobe Lightroom* bearbeiten, wie es aber sicherlich die meisten von Euch machen, das geht bedauerlicherweise nicht. Ich würde mir wünschen, dass es zumindest eine Option gibt, die gleich als separate RAW zu speichern. So wie das derzeit umgesetzt ist, würde ich persönlich das eher nicht nutzen. Der Workflow ist mir zu umständlich. Aber, ein zusätzliches Feature haben, ist besser als es nicht zu haben. 

Stabilisator

Beim Stabilisator hat sich zur R6 nichts geändert. Der war aber schon vorher exzellent. Die R6 hat mitunter den besten Stabi den Du bekommen kannst. Mit dem 24-105 mm kann ich 1/4 Sek. noch relativ locker aus der Hand halten, übrigens sowohl bei 24 mm, als auch bei 105 mm. Bei 1/2 Sek. ist immerhin noch jedes 2. Bild scharf. 1 Sek., mit Glück ebenfalls möglich. Ich würde also sagen, so 5-6 EV Stufen praktisch möglich, 8 EV eher theoretisch. Aber nach wie vor einer der besten Stabilisatoren. 

Video

Die Videoqualitat war bei der R6 schon super, Funktionalität aber mit Einschränkungen, z. B. hat die R6 ein 30 Min. Limit, dann stoppt die Aufnahme. Das gibt es jetzt nicht mehr, Du kannst unbegrenzt aufnehmen, bis die Speicherkarte voll ist oder der Akku leer. Weder in HD noch in 4K 25p wirst Du mit Überhitzung Probleme bekommen. Nur bei 4K 50p ist es immer noch möglich. Wenn Du das einstellst, warnt die Kamera Dich auch, dass sie abbrechen könnte, die R6 hat oft nach 30 Min. schon Schwierigkeiten gemacht, bei der R6 Mark II aber nicht. Nach 30 Min. erschien bei mir das Symbol zur Hitzewarnung. Und dann gehen die Balken langsam hoch. Also wirklich langsam. Bei 21 °C Zimmertemperatur war bei mir nach 1 Std. und 20 Min. Schluss, aber nicht wegen Überhitzung, sondern der Akku war leer. Überhitzung könnte also noch passieren, wenn es wirklich heiß ist, aber im Normalfall wirst Du damit keine Probleme mehr haben.

Eine zweite Einschränkung bei der R6 ist, dass Du die Individualeinstellungen C1-C3 nicht für Video nutzen konntest. Für die meisten Hobbyfilmer sicherlich nicht so wichtig, für ein schnelles Handling gerade beruflich war das aber schon eine große Einschränkung. Jetzt hast Du wie schon gesagt 3 Speicherplätze für Foto und 3 für Video. Du kannst also z. B. 4K Voreinstellungen unter C1 speichern, Zeitlupe unter C2 usw. Aus meiner Sicht sind das zwei wichtige Dinge, die die Kamera jetzt zu einer vollwertigen Hybridkamera machen, die ich für Foto und Video uneingeschränkt empfehlen kann.

Es kommt aber noch mehr dazu, zusätzlich hast Du im Videomodus jetzt auch Zeit- und Blendenvorwahl. Die R6 konnte ja nur komplett manuell oder komplett automatisch belichten. 

Und noch etwas sehr Praktisches, vor allem für Sport oder Tierfilmer, Du hast jetzt eine 3- oder 5sekündige PreRecording Funktion. Wenn Du die eingeschaltet hast, speichert die Kamera bis zu 5 Sek. der Aufnahme bevor Du den Aufnahmeknopf drückst. Super um Momente einzufangen, ohne dass Du Video dauerhaft laufen lassen musst. Du wartest einfach bis etwas passiert, drückst den Aufnahmeknopf und die Action ist im Kasten. Sehr, sehr praktisch.

Wenn Dir 4K übrigens nicht genügt, kannst Du extern über HDMI jetzt sogar in 6K bis 60p aufzeichnen in ProRes RAW. Dafür brauchst Du allerdings einen Atomos Ninja 5+*. Was etwas schade ist, der HDMI Port ist weiterhin nur ein kleiner Mikro HDMI. Für die meisten wird das egal sein, wer aber tatsächlich regelmäßig über HDMI aufnimmt, der hätte sich sicherlich einen ausgewachsenen HDMI Port gewünscht. 

Zeitlupe ist ebenfalls erweitert, jetzt sind bis zu 150p in PAL, bzw. 180p in NTSC möglich. Natürlich in HD, nicht in 4K.

Wie immer, habe ich den Rolling Shutter getestet, der war auch bei der R6 eher gering. Egal in welchem Modus ist der nochmal etwas besser geworden. Bei 4K 50p ein wenig besser, aber bei 4K 25p deutlich besser. Das war noch eine kleine Schwäche bei der R6. Die Auslesegeschwindigkeiten des Sensors siehst Du in der Tabelle unten. Je kürzer die Zeit, desto geringer ist der Rolling-Shutter-Effekt. Ein Vergleich mit anderen Kameras findest Du HIER.

Canon R6 II

4K 50p: 14,7ms, 1/68s
4K 25p: 16,7ms, 1/60s
FHD 25/50p 6,1ms, 1/164s
FHD 100p 6,2ms, 1/161s

Canon R6

4K 50p: 15,5ms, 1/65s
4K 25p: 30,3ms, 1/33s
FHD 25/50p 10,8ms, 1/93s
FHD 100p 6,8ms, 1/147s

Fazit

Kommen wir zum Fazit. Die ältere R6 ist für mich eine perfekte Fotokamera, aber für Video habe ich sie mit Einschränkung empfohlen. Die Canon EOS R6 Mark II ist jetzt sowohl eine super Fotokamera, mit vielen schönen Verbesserungen, vom Autofokus, über RAW-Burst usw. und eine exzellente Videokamera. Also eine super Hybridkamera und ein sehr gelungenes Upgrade zur R6. Meine Kritikpunkte sind eher minimal, Ein-/Ausschalter einheitlich wäre gut und statt SD zusätzlich CFexpress nutzen. Für die meisten wird’s aber keine Rolle spielen und ihr werdet mit der Kamera sicherlich sehr, sehr glücklich werden. Hauptkonkurrent ist sicherlich die Sony Alpha 7IV, ebenfalls eine tolle Hybridkamera, die Sony wäre mit 33 MP höher auflösend, die Canon ist dafür schneller, wenn es ums Serienbild geht. 

Und jetzt bin ich gespannt, wann die R5 Mark II auf den Markt kommt. 🤔

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